Er ist 33 Jahre alt, Berufsfotograf und arbeitet in Kharkov, Ukraine. Igor Karpenko fotografiert seit zwölf Jahren und zwar mit einer Kiev-Kamera, dem „östlichen Nachbauversuch” der Hasselblad. In Kharkov betreibt er auch sein eigenes Studio für Werbe- und Porträtfotografie. Die hier gezeigten Bilder sind freie Arbeiten, die Karpenko „aus purer Liebe zur Fotografie” in seiner Freizeit aufgenommen hat. Karpenko sieht sich als Künstler und die Fotografie als Kunst. Neben vielen regionalen Präsentationen, u.a. auch im Puschkin-Museum in Moskau, stellte er seine Fotos erstmalig im Westen bei den 1. Internationalen Kulmbacher Fototagen aus. Dort hat seine Präsentation zum Teil heftige Kontroversen ausgelöst. Er polarisiert mit seinen Werken: Entweder waren die Besucher begeistert wegen des an Fellini erinnernden Humors oder aber verschreckt von der schwarzen Seite dieses Humors, den so mancher gar nicht zum Lachen fand. Kaltgelassen haben die Bilder offenbar aber niemanden.

In der Ukraine gilt Karpenko als Senkrechtstarter, als kreativer Kopf, der gute Chancen hat, auch außerhalb seiner Heimat großen Erfolg zu haben. Die Idee hinter seiner Arbeit ist zweifellos die Flucht in eine Traumwelt, fernab von der harten Realität. Karpenko: „Um die bedrückenden Lebensumstände in meinem Land zu kompensieren, fotografiere ich in meinen freien Arbeiten bevorzugt das Thema Humor.” Karpenko arbeitet ausschließlich im eigenen Studio und vergrößert seine Arbeiten selbst. Seine fundierte Ausbildung an der staatlichen Fotografenschule erlaubt ihm sicheres und rasches Arbeiten. Er achtet bei seinen großformatigen Abzügen besonders auf eine saubere Präsentation mit perfekter Retusche.

Die Studioeinrichtung ist sowjetischer Bauart. Die Hintergründe – er verwendet, wie Jan Saudek, fast immer den gleichen Hintergrund – werden selbst genäht und anschließend mit Farbe und Pinsel bearbeitet. Meist sind es Freunde, Schauspieler des örtlichen Staatstheaters und Familienangehörige, die seine ungewöhnlichen Ideen in die Tat umsetzen und als Modelle agieren. Ihnen bezahlt er nichts, aber sie bekommen seine Kunstwerke geschenkt. Mittlerweile zählt es in der Ukraine zum guten Ton, sich von Karpenko in seinem eigenwilligen Stil fotografieren zu lassen. Karpenko fotografiert in der Tradition der Ostfotografie nur in Schwarzweiß, obwohl Farblabors in der Ukraine derzeit wie Pilze aus dem Boden schießen. Karpenko plant weitere Ausstellungen im Westen. Der Schritt in die Galerieszene der USA, als dem gelobten „Fotokunstland”, ist sein erklärtes Ziel.

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